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Anlässlich eines Vortrags im Rahmen der Winterakademie 2021 im Haus der Frauengeschichte (hdfg) bin ich der Frage nach dem konstruierten Geschlechterbild als Kern des patriarchalen Narrativs nachgegangen – anhand meiner Hauptfigur im zweiten Teil der Baumweltensaga, Freyja.

In dieser Figur stecken viele Erfahrungen, die ich selbst gesammelt habe, mag Freyja mythologisch sein oder nicht, die Verleugnung und Abwertung bestimmter Teile unserer Persönlichkeit kennen sicher alle Frauen. Bei mir waren es meine kämpferischen Anteile. Als ich als Kind Judo lernen wollte, wurde ich von meinem Vater abgebügelt: Du bist eh schon so ein Rabauke. Mittlerweile betreibe ich seit über 20 Jahren Kampfsport und niemanden scherts. Immerhin etwas hat sich geändert.

Freyja ist bei mir unerschrocken unterwegs. Sie will den Superpokal der Nerthus-Spiele gewinnen, eine Art vorolympischer Sportwettkampf, zu dem nicht nur Teilnehmende aus der ganzen Welt kommen, sondern auch aus extraterrestrischen Gebieten. Fantasy verpflichtet 🙂

 

Aber Freyja muss sich auch dem Kampf mit einem Gegner eines ganz anderen Kalibers stellen mit anderen Konsequenzen: es geht um Leben und Tod ihres Volkes aus den Nordlanden.

Und natürlich gibt es in dem Buch viele interessante Wesen, einen Ausflug in ein Hochgebirge und unter Wasser in die Hawaiiki Welt sowie viel göttlichen Humor.

Fantasy und Humor sind das eine. Wichtig ist immer wieder, das Narrativ neu zu besetzen, Geschlechterrollen aufzuweichen und Selbstverständlichkeiten zu beschreiben, die lange Zeit als Abweichung von der Norm weiblichen Lebens dargestellt wurden, so wie Männer sich das vorstellten.

Die mythologische Figur der Freyja durchlief im Rahmen der patriarchalen Überlieferungsgeschichte denselben Werdegang wie alle Frauen: sie wurde vieler wichtiger, einstmals hoch angesehener Persönlichkeitsmerkmale beraubt, wie ihrer -Überrraschung- kämpferischen Anteile, aber auch ihrem glücksbringenden Wesen, das in alten, vorchristlichen Überlieferungssplittern immer auch im Zusammenhang mit ihrer heilvollen Zauberkunst stand. Freyjas Tiere waren die Katzen, sie fuhr mit einem Katzengespann durch die Lüfte.

Als die christlichen Schreiber am Ende der Inquisition mit ihrem Geschichtsbild fertig waren, waren im realen Leben viele Frauen tot, gefoltert und verbrannt, Katzen unheilbringende Hexentiere und Freyja, die nun verbrämte Hexengottheit, immerhin noch für Liebe und Fruchtbarkeit zuständig, wie ab dem Zeitpunkt eigentlich jede anständige Göttin. Was Mönche unter Liebe und Fruchtbarkeit verstanden, möchte ich mir an dieser Stelle nicht wirklich ausmalen.

Die hier dargestellte historische Entwicklung des patriarchalen Narrativs zur mythologischen Figur der Freyja ist nur die absolute short version. Es gibt unendlich viel mehr Details.

Doch lässt sich das Gesagte sehr gut zusammenfassen in den Worten: nichts wirklich Neues am Horizont patriarchaler Überlieferungsgeschichte. Überraschend für mich sind nur die immer noch vielfältigen Variationen und deren Verankerung in unserem täglichen Dasein.  

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