Frigg - Baumweltensaga III
Jede Geschichte hat irgendwo und irgendwann einen Anfang. Diese Geschichte beginnt im Meer, nahe der Südspitze von Suwarnadwipa, der Insel des Goldes.
Regen fand es eine gute Idee, einen Sturm alleine über die Gegend herfallen zu lassen. Endlich mal anders sein als die hundsgemeinen Unwetter, die die Landschaft immer wieder mit ihren Sturzbächen ertränkten. In einem sehr physikalischen Punkt hatte Regen recht: er ließ kein hundsgemeines Unwetter einfach so alleine vor sich hintoben. Die Ursache der Mega-Blitze und des Donners war ein formidabler Vulkanausbruch. Dieser Vulkan lag mitten im Ozean. Und da gab es ja wohl - als nächstes physikalisches Argument - genug Wasser. Warum sich also die Mühe machen und auch noch herab regnen.
Gerade sprengten viele aufeinander-folgende Eruptionen die Kuppe des Berges. Explosionen von diesem Ausmaß ereigneten sich selbst auf den Feuerring genannten Inseln nur selten.
Mit der Explosion stieg eine gewaltige Aschewolke auf. Sie verdunkelte die Sonne und fegte gen Norden. Ihren Weg über das Festland markierten unzählige Mega-Blitze und dröhnender Donner. Dem Regen war‘s recht, auch im Regenwald war doch alles sowieso schon nass, da würde es nicht weiter auffallen, wenn er weiter faul in den Wolken abhängen, ein Nickerchen halten und eben nicht hinab regnen würde.
War ja sonst immer genug zu tun zu dieser Zeit. Irren ist nicht allein nur menschlich, es ist weder Orts-, Personen- noch Materiegebunden. So schlummerte unser Regen in seinem Wolkenbett, während das Unwetter mit den Vulkan-Ausdünstungen dahin zog und sich austobte.
Außer der Aschewolke und dem regenlosen Unwetter zog noch ein kleiner Feuergeist samt seinen Eltern übers Land. Eltern bedeuteten im Fall des Feuergeistchens, sie waren ausgewachsene Mega-Blitze. Der Kleine, von liebevollen Eltern Api kecil gerufen, verwirklichte sich nach jedem Donnerschlag selbst, raste unablässig und mit einem lauten Jauchzen auf einem der elterlichen Blitze herab, die den Regenwald samt Nachthimmel mit seinen gespenstischen feuerroten oder grellweißen Zuckungen überzogen.
Er traf Baumkronen und Sträucher. Eine wackelige Hängebrücke aus mit Seilen zusammengehaltenen Brettern. Die Brücke ragte aus einem finsteren Gewirr von Palmen und Farnen heraus. Das Glimmen des morschen Holzes in der Mitte der Brücke konnte man anfangs noch leicht übersehen.
Doch als Api kecil auf dem nächsten Strahl zur gleichen Stelle herabfuhr, leckte aus dem Glimmen schon eine Flamme heraus, die sich schnell von einem Brett zum nächsten fraß und so rasch um sich griff, dass die ganze Brücke bald lichterloh brannte. Als ob das nicht schon reichte, stürzte Api kecil -ein lautes „Juchhu!“ schmetternd- mit dem nächsten Blitz mitten hinein in eine Gruppe von Farnen, die am Rande der Schlucht wuchsen. Genau da, wo die Seile der Brücke endeten und sich um dicke Palmenstämme wickelten.
Die Brücke wankte über dem Abgrund. Der schnell auflodernde Farn fraß im Handumdrehen die Seile und ließ die rechte Brückenseite ins Bodenlose stürzen.
Es war herrlich! Api kecil genoss den aufkommenden Sturm, der die Urwaldriesen peitschte und die Flammen anfeuerte. Kein Regen, der dem Treiben Einhalt gebot. Der Vulkan war schon weit weg. Doch die Blitze feuerten sich gegenseitig an.
„Juchhuu“, schreiend, stürzte sich Api kecil mit einem Blitz in eine Baumkrone, die sofort Feuer fing.
„Heisssa“, brüllend, landete unser Feuergeistchen auf einer Lichtung im hohen Gras.
„Ich komme…“, donnernd, kullerte er erneut durchs Unterholz aus Farnen und Büschen.
Es knisterte und prasselte rundherum, dass es nur so eine Freude war…
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