Das Bild der Frau – Ein historisches Narrativ im Patriarchat

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Das Bild der Frau – Ein historisches Narrativ im Patriarchat

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Die WinterAkademie 2020/21 – 30.-31.Januar – stand unter dem Thema: Das Bild der Frau – Ein historisches Narrativ im Patriarchat. Die PR Referentin des Haus derFrauengeschichte Bonn, Dr. Caroline Smout, hat ein Protokoll zu Lesung und anschließendem Vortrag „Freyja – Amazone des Nordens?“ verfasst.

In der WinterAkademie 2020/21 haben die Referent*innen und Teilnehmenden das historische Narrativ des Patriarchats in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Methoden kritisch reflektiert. Leitende Fragen waren dabei: Haben historische Geschlechterbilder heute noch Einfluss auf uns, unser Handeln und gar unsere Körper? Wie werden Geschlechterdifferenz und -stereotype etabliert und reproduziert? Wie werden Vorstellungen von Weiblichkeit und Frausein von kulturellen Normen, Traditionen, Erziehung und Religion gestützt?

Die weiterführenden Literatur- und Linkhinweise der Referent*innen sind thematisch geordnet am Ende dieses Berichts beigefügt.

Organisation: „hdfg bundesweit“, das politisch-historische Bildungsprojekt am Haus der FrauenGeschichte (HdFG) Bonn.

„Freyja“ – Amazone des Nordens?

Lesung & Vortrag mit der Autorin Barbara Fischer

Gegenstand der Lesung waren Auszüge aus dem Buch „Freyja“, dem zweiten Band der Fantasy- Romanserie „Baumweltensaga“. In ihr werden vielseitige und mythologische Frauenfiguren in den Fokus gerückt. Im Hinblick auf konstruierte Geschlechterbilder als Form des patriarchalen Narrativs ist die mythologische Figur der Freyja aufschlussreich: Sie entzieht sich einseitiger Geschlechterzuschreibungen und erweist sich als historisches Beispiel, dass die Zuordnung zu einem sozialen Geschlecht nicht naturgegeben, sondern konstruiert ist.

Nachdem in der Lesung die Figur der furchtlosen und ehrgeizigen Freyja gezeichnet worden war, die unter anderem für Kampf und Macht steht, lautete die den Vortrag eröffnende Frage: War Freyja eine Amazone des Nordens? Zur Beantwortung dieser Frage beleuchtete die Referentin in interdisziplinärer Perspektive (Skandinavistische Philologie, Archäologie, Bibelwissenschaft und feministische Ansätze.) historische Kontexte vom 8. bis zum 14. Jahrhundert, in welche die mythologische Figur Freyja gestellt werden kann.

Ein erster Punkt war: Archäologischen Funden in Schweden aus dem Frühmittelalter zufolge war es dort üblich, dass Frauen kämpften und dass die Übernahme von Aufgaben weniger dem Geschlecht als vielmehr der körperlichen Fitness geschuldet war. Zudem kam dem sozialen Status generell eine viel bedeutendere Rolle zu als dem Geschlecht. Des Weiteren wurde als wesentliches Zeugnis für das Fortbestehen eines vielfältigen Frauenbildes das literarische Werk

„Edda“ angeführt, das im 13. Jahrhundert in Island entstand und nordische Götter- und Heldensagen umfasst, die auch noch nach der Christianisierung mündlich tradiert wurden. Denn es finden sich dort insofern Hinweise auf Freyja, als Frauen in ihrer Tradition stehen und in ihrer Vielseitigkeit positiv konnotiert sind.

Gleichwohl stellte die Referentin einen tendenziösen Prozess der Verschriftlichung heraus, anhand dessen sie konstatierte: Mit der Christianisierung begann das Ende der Vielfalt weiblicher Geschlechterzuschreibung, die vielfältigen Attribute der Freyja gingen verloren. Zur Untermauerung der Aussage, dass in monotheistischen Religionen das patriarchale Narrativ installiert und etabliert und damit eine Vereinseitigung des Frauenbildes forciert wurden, zog die Referentin schließlich das Gegensatzpaar Freyja – Eva heran: An Eva ist die Schuldfrage der Erbsünde geknüpft, die sich frühere Religionen nicht stellten. So stand am Ende des Vortrages, dass mithilfe von Aufzeichnungen über Freyja die „patriarchalen Abwege“ der monotheistischen Religion des Christentums sichtbar werden.

Anhand der mythologischen Figur der Freyja und ihrer historischen Kontexte gab diese Veranstaltung mithin exemplarisch eine Antwort auf die übergeordnete Frage der WinterAkademie, wie Vorstellungen von Weiblichkeit und Frausein von kulturellen Normen, Traditionen und Religion geprägt werden.

Literaturhinweise:

Jacob Grimm: Deutsch Mythologie, Wiesbaden 2007.

Klaus Böldl: Götter und Mythen des Nordens. Ein Handbuch, München 2013.

Vera Zingsem: Göttinnen großer Kulturen. Mit zahlreichen Abbildungen und Originalquellen aus 4000 Jahren, Köln 2010.

Vera Zingsem: Freya, Iduna und Thor. Vom Charme der germanischen Göttermythen, Tübingen 2010.

Das geheime Wissen der Frauen. Ein Lexikon von Barbara G. Walker, Frankfurt am Main 1993. Jóhanna Katrín Friðriksdóttir: Valkyrie. The Women of the Viking World, Bloomsbury 2020.

Karel van Schaik, Kai Michel: Die Wahrheit über Eva. Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern, Hamburg 2020.

1 Comment

  1. B. Kalweit sagt:

    Ich wusste bis zu diesem Vortrag nichts über diesen eklatanten Bruch in der Überlieferungstradition Nordeuropas und die Verfälschung der Symbole. Danke für den informativen Einblick. Darüber müssen wir alle noch viel mehr wissen.

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